Wieso ist SPAM schlecht?
Das grosse Problem des Spams ist die Überwälzung der
Kosten auf die Empfänger und die Provider. Das SMTP-
Protokoll, welches technisch den Versand von E-Mails regelt,
ermöglicht es, zu einem E-Mail eine Liste von 100
Empfängern anzugeben, an welche der Mailserver das Mail
verschickt. Wenn der Spammer also eine Million E-Mails versenden
will, muss er lediglich 10'000 mal ein E-Mail verschicken. Die
ganze restliche Last tragen die Provider und die Empfänger.
Allein die Kosten des Downloads von Spam- Mail bei den
Empfängern werden auf weltweit jährlich 10 Mrd. Euro
geschätzt. Ein anderes Problem sind die durch den Spam-
Versand entstehenden Verzögerungen und Ausfälle. Alle auf
dem Mailserver zum Versand anstehenden Mails landen in einer
Warteschleife. Wenn ein Spammer nun 1'000'000 Spams in die
Warteschleife setzt, müssen auch normale Mails hinten anstehen
und werden so erst mit erheblicher Verzögerung
weiterverschickt. Viele Mailboxen haben auch heute noch eine
Grössenbeschränkung. Oft passiert es, dass z.B. bei
Ferienabwesenheit so viel Spams eintreffen, dass die Mailbox überfüllt ist und reguläre Mails abgewiesen werden.
Durch übermässige Nutzung können Server mitunter
sogar abstürzen, was massive Verzögerungen und
gravierende Schäden zur Folge hat.
Spams sind somit ein Ärgernis für alle E-Mail
Benutzer. Sie machen viele Dienstleistungen unmöglich
oder erschweren sie gravierend. Schätzungen gehen z.B. davon
aus, dass das Google-Usenet- Archiv (ehemals Dejanews), welches
Newsgroups Postings aufbewahrt, zu rund 30% aus Spam besteht.
Mailinglisten können vielfach nur mit einem Moderator
geführt werden, welcher Spam- Mails vorgängig
löscht. Viele Personen geben auch ihre Mailadresse nicht mehr
an, aus angst, zugespammt zu werden. Dies erschwert die
Kommunikation oder macht sie unmöglich. Alle ernstzunehmenden
E-Maildienste investieren viel Arbeit und Geld für
Spamschutzmassnahmen.
Die Spammer selbst müssen von diesen Kosten gar nichts
tragen.
Spammer stellen die E-Mailbenutzer vor ein Dilemma: Denn
entweder ist ihre Mailbox regelmässig mit teilweise dutzenden
von Spams verstopft oder sie benutzen Filter und gehen das Risiko
ein, dass auch legitime E-Mails gefiltert werden. Filtersysteme,
die gezielt spamfreundliche oder ignorante Provider komplett
sperren und so besonders effektiv sind, haben den Nachteil, dass
sie seriöse Kunden dieser Provider von der Aussenwelt
abschneiden. Selbst grossen Provider unterlaufen beim Filtern immer
wieder Pannen, wie z.B. diese
Nachricht des Heise-Newstickers zeigt. Die Behauptung einiger
Spammer, sie würden sich für die verfassungsmässig
garantierte Meinungsfreiheit einsetzen ist somit absurd. Das
Gegenteil ist der Fall: Spammer zwingen normale Benutzer dazu,
Filter einzusetzen, um die eigenen Mails noch lesen zu können,
mit dem Risiko, legitime Mails zu verlieren.
2008-05-29 19:22
Nils Gundelach